Sonntag, 7. April 2013

Kapverden Teil 2

DivinArt!

DivinArt1
Ribeira-Tal

Am dritten Abend hatten wir uns wirklich eingegroovt. Es war Ostern und klar gab es wieder Musik und Party bis zum Abwinken ... aber eine vorsichtige Frage der Inhaber zeigte, dass sie schon merkten, dass es für Touris schwierig werden könnte, wenn unter ihrem Zimmer und vor dem Balkon der Bär steppt.

Dennoch, wer mehr als nur Hotelbetrieb und Wandern bis der Arzt kommt will, ist hier richtig. Einer kleineren Reisegruppe, die trotz ausgebuchter Pension bleiben wollten, ermöglichten die Inhaber eine Übernachtung der besonderen Art. Es wurden Matten auf Hof und dort befindlicher Bühne (!) ausgelegt und alle schliefen draußen.

Ausflüge von hier haben wir nach Xoxo und nach Fontainhas gemacht. Bis Xoxo gings mit dem Taxi und dann hoch zur Felsnadel und drum herum.

Felsnadel

Die Landschaft ist unglaublich. Vor allem nach den trockenen Tälern von Sao Vicente erscheint einem aus dem Fels sprudelndes Wasser am Wegrand als der Garten Eden. Selbstverständlich verging uns die romantisch blauäugige Naturbeschau auf dem weiteren holprigen Weg nach oben. Prustend hat man einfach nur noch den Blick für die Steine, über die man nach oben stolpert. Nachdem uns drei Esel überholten, überlegten wir zu trampen ... und entschieden, KAPITULATION, Umkehr!

Xoxo

Den Rückweg nahmen wir dann wenigstens kein Taxi oder Aluguer - das hiesige Sammeltaxi - sondern wanderten nach dem Abstieg die nicht mit zu vielen Steigungen verunstaltete und vor allem asphaltierte Straße zurück. Wieder zu Kräften gekommen, entdeckte ich auf der anderen Straßenseite Fässer ... Holzfässer und steinerne Öfen ... Grogue!!!

Faesser

Davon hatten wir bereits vielfach gehört. Der einheimische Zuckerrohrschnaps wird gefühlt an jeder Ecke gebrannt. Also wechselten wir umgehend die Straßenseiten und schlichen uns vom ausgetrockneten Flussbett her an. Nachdem ich Gundels Einwände, es wären doch Stimmen zu hören und ob wir hier überhaupt rumschnüffeln dürften (und das war wörtlich gemeint, denn ich hing bereits mit der Nase prüfend im ersten Fass), zunichte machte und direkt den dösenden Clan-Chef weckte, durften wir testen :-) Gott sei Dank hatten wir kleine, auf unserer Wanderung geleerte Wasserflaschen in der Tasche. Als ordentliche Wanderer haben wir den Müll, den wir in die Berge schleppten, auch wieder mit heraus geschleppt. Das machte sich nun bezahlt. So hatten wir direkt Abfüllflaschen und kauften von dem verkosteten Teufelszeug...

Nach der Verkostung gings leicht beschwippst auf die Straße zurück... Gundel traute dort allerdings ihren Augen nicht. Ein kleiner Junge versuchte einem etwas abgerissen aussehenden Mann eine Krawatte zu binden - und so wie das aussah, konnte Gundel das einfach nicht durchgehen lassen. Es gab eine Einweisung für alle im Windsor-Knoten! Der junge Mann war glücklich, ordentlich zu seinem Termin zu kommen und für Gundel war die Welt wieder in Ordnung.

Schlipps

Und da soll noch mal einer sagen, es gäbe hier nur Machos ...

Macho

Fontainhas erreichten wir mit einem Aluguer bis Ponta do Sol und von dort nach einem ausgiebigen Lunch am Hafen zu Fuß an den Friedhöfen vorbei in ca. 1,5 Stunden. Die enge Straße war zwar einfacher zu laufen, als die anderen Wanderwege, die uns bisher unter die Füße kamen, hatte aber dennoch so einige Steigungen und bot wenig Schatten zum Rasten. Die im Reiseführer versprochene Aussicht aber war es wert.

Fontainhas

Im Ort rasteten wir mit kühlen Getränken, die wir in einem kleinen Hinterhof-Laden erstanden hatten und wurden erst durch ohrenbetäubender, aber vor allem hoffnungslos übersteuerter Dauerbeschallung, den Partyvorbereitungen für den Abend, in die Flucht geschlagen. Praktischerweise startete gerade ein Aluguer in Richtung Ponto do Sol, dass wir sofort in Beschlag nahmen ... auch wenn wir dafür noch ein süffisantes Lächeln von einer deutschen Wanderin und ihrem Mann bekamen, die uns bereits vorher zu verstehen gaben, dass sie Insider waren, sich also quasi besser als die Einheimischen auskannten. Die vollkommen in Outdoor-Funktionskleidung von Jack Wolfskin gekleideten und mit ordentlichen Wanderstöcken ausgerüsten „Insider“ kamen gerade von der 5-stündigen Marathon-Tour aus Cruzinha vom Pass, während wir Unwürdigen hier im Schatten lungerten. Auf uns Turnschuh und normale Klamotte tragende, nicht trainierte, das Landschaftsbild verschandelnde Touris hatten die Herrschaften bereits bei ihrer Ankunft nur mit Abscheu herabgesehen und nun bestätigten wir mit unserer Taxiwahl ihre schrecklichsten Vermutungen.

Bei einem kühlen Strela und dem ersten Soundcheck für den Abend in unserer Pension hatten wir die Begegnung der dritten Art allerdings bereits wieder verdrängt.

Divin-Art

Insgesamt hatten wir im Divin Art großartige Ostertage, mit Tanz (wir mussten leider auch ran - und haben uns zumindest so gut geschlagen, dass der Tanzpartner nicht sofort schreiend weglief), Kunst und familiärer Anbindung. Man wird fast ein wenig wehmütig, diesen zauberhaften Platz verlassen zu müssen, aber wer weiß, was noch auf uns zukommt?

Elf Uhr fünf. Unser vor drei Tagen für 11:00 Uhr bestelltes Taxi hupte. Spinne ich? Was ist jetzt mit der kapverdischen 30-minütigen Anstandsverspätung? Ich hatte nach der Tanznacht noch nicht einmal meinen dringend benötigten dritten Kaffee. Aber es half nichts. Wir verabschiedeten uns herzlich von der Chefin des Hauses samt Tochter, aber nicht ohne ihnen ihre E-Mail-Adressen abzuschwatzen und schon ging´s los Richtung Vila das Pombas und zur für die nächsten Nächte gebuchten Casa das Ilhas im Paul-Tal. Ein kurzer Bank-Stop in Ribeira Grande ließ mich allerdings an Gundel´s und sie selbst auch kurz an ihrem Verstand zweifeln. Während ich mit unserem Taxifahrer den Abholservice für den 06.04. klar machte, sah ich aus dem Augenwinkel, dass in der Bank Seltsames vor sich ging.
Dass Gundel wirklich mit jedem Viech - vor allem Hund - ein langes Gespräch anfangen musste, hatte ich inzwischen begriffen, aber dass sie nun auch noch in den Schlitz eines Geldautomaten sprach, irritierte mich ziemlich. Nachdem sie allerdings mit einem Stapel Scheine zurück kam, muss ich zumindest einmal über diese spezielle Methode des Geldabhebens nachdenken.

Angeblich benötigte der Geldautomat nicht etwa wegen einer gefühlt zu kurzen Leine oder was auch immer Zuspruch. Nein, er meldete sich selbst und zwar eindringlich, als sie versuchte die Karte in den Schlitz des Automaten zu stecken. „Un momento por farvor! Un momento!“ Nachdem sie keine Lautsprecher oder eine Person im Raum wahrnehmen konnte, dämmerte es ihr. Ein Blick in den Schlitz brachte Gewissheit, denn es schaute ein schwarzes Augenpaar zurück! Die Augen gaben ihr zu verstehen, dass sie sich kurz gedulden möge und nach ca. 5 Minuten erschien der Kerl zu den Augen in der Banktür und erklärte, dass das Maschinchen jetzt wieder gehen würde. Reparatur oder ABM bei Stromausfall?

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